Verstehen beginnt mit Zuhören - Inklusion beginnt mit uns


Planung

Bekanntlich ist Planung in der Arbeit besonders wichtig: sei es um Ziele oder Deadlines zu erreichen, sei es um Projekte zu bewältigen, Personal- oder Budgetplanung.

Weniger bekannt und auch meistens unterschätzt ist, dass Menschen mit Hörbehinderung oft Planungsexperten sind.
Weil für sie das Verstehen generell viel Energie kostet, kann eine gute Planung sie dabei unterstützen, ihre restliche Energie besser zu verteilen.

Wenn ich zum Beispiel an einem Tag einen Workshop oder Kurs leite, plane ich am nächsten Tag wenig bis keine intensiven Aktivitäten, damit ich mich erholen kann.
In der Praxis bedeutet das für mich, dass ich im Alltag meine Aktivitäten sorgfältig plane.
Die Tatsache, dass ich meine sorgfältige Planung dabei regelmässig aufgrund unerwarteter Ereignisse anpassen muss, ist eine ständige Herausforderung. Das geht öfters auf Kosten der privaten Aktivitäten, denn die Arbeit hat ja Vorrang.
Manchmal bin ich am Ende eines Tages so müde, dass ich mich entscheide, eine Chorprobe oder eine andere für den Abend geplante Aktivität abzusagen.
Zum Glück kommt das nicht all zu oft vor, aber auch als Planungsexperte muss man manchmal Kompromisse eingehen.

Ob bei der Arbeit oder in meiner Freizeit, ich plane meist weit voraus. Zum Beispiel versteht nicht jeder, wenn ich mir einen Kursraum, in dem einer meiner Kurse stattfindet, im Voraus ansehe, damit ich am Tag des Kurses oder Workshops nicht überrascht werde. Oder wenn ich eine Reise oder einen Ausflug bis ins Detail vorbereite, auch wenn ich nicht allein reise.
Wenn ich alleine unterwegs bin, muss ich im Voraus abschätzen, welche Hindernisse mir möglicherweise begegnen.

Eine Verspätung, eine Umleitung oder ein plötzlicher Ausfall des ÖV kann bereits grosse Auswirkungen haben. Ich verstehe die Lautsprecherdurchsagen mit den wichtigen Informationen nicht, manchmal werden die Informationen nicht oder zu spät auf den Anzeigetafeln gezeigt. Wenn ich das übersehe oder etwas zu spät erfahre, laufe ich das Risiko einen Anschluss zu verpassen und zu spät zu kommen, obwohl ich nach meiner Planung (sehr) rechtzeitig abgereist bin.

Das ist nur ein Beispiel von vielen, wenn man eine Hörbehinderung hat. So wäre auch denkbar, dass eine Teambesprechung verschoben wird und dies mündlich mitgeteilt wird. Dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass der Kollege mit Hörbehinderung diese Information nicht mitkriegt.

Ohne ein Bewusstsein dafür, was leider oft der Fall ist, steht der Kollege mit Hörbehinderung vor verschlossener Tür oder verpasst die neue Teamsitzung. Sie können dies verhindern, indem Sie den Kollegen kurz persönlich oder per E-Mail informieren.

Oft sind es kleine Details wie diese, mit denen Sie einen Mitarbeiter oder Kollegen mit einer Hörbehinderung am Arbeitsplatz unterstützen können, die für sie zu einer besseren Planung, weniger Frust und Energieverschwendung beitragen und mehr Energie für die wichtigen Aufgaben übrig lassen. Und davon profitieren nicht nur die Mitarbeiter mit einer Hörbehinderung, sondern alle Mitarbeiter!


(Un)Möglich

Vor kurzem habe ich auf LinkedIn die Geschichte eines HR-Mitarbeiters gelesen. Er wurde von einer gehörlosen Person zu einem Vorstellungsgespräch angerufen. Ja, Sie haben richtig gelesen: angerufen.
Dieser Anruf erfolgte über einen Telekommunikationsdienst, wobei ein Dolmetscher das Gespräch für beide Gesprächspartner übersetzte.
Der Personalverantwortliche, der zunächst nicht wusste, wie er reagieren sollte, schrieb, dass er bald sehr begeistert von dem Gespräch und dem Bewerber war. Folglich erhielt der gehörlose Bewerber die Stelle.
Dieses Beispiel zeigt, was Mut und Offenheit gegenüber einem Bewerber mit Behinderung und das Ausloten von Möglichkeiten bewirken können.
Leider scheint dies in der Praxis immer noch eine Ausnahme zu sein. Zu oft wird nur darauf geschaut, was jemand nicht kann, im Falle eines Arbeitssuchenden oder Arbeitnehmer mit einer Hörbehinderung, Telefonieren.
Dass es am Arbeitsplatz mehrere Möglichkeiten gibt, eventuelle Einschränkungen zu umgehen oder anderweitig zu lösen, wird oft übersehen oder als "zu kompliziert" empfunden.
Dabei kann eine Lösung manchmal so einfach sein. Ich selbst hatte zum Beispiel mal einen gehörlosen Kollegen, der nicht telefonieren konnte. In der Praxis übernahm ein anderer Kollege seine Telefonarbeit, und der gehörlose Kollege übernahm einige der administrativen Aufgaben dieses Kollegen. Diese Art der Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert.Nur zu gut kann ich mich selbst noch daran erinnern, wie mir bei einem Tierheim sogar Freiwilligenarbeit, mit Tierheimhunden spazieren gehen, verweigert wurde, weil man befürchtete, der Lärm wäre zu laut für mich und ich würde es nicht hören, sollte einen Hund sich mal aggressiv verhalten.
Beim Katzenstreicheln galt das gleiche Argument, dass ich eine mögliche Aggressivität nicht bemerken würde. Da ich aber selber zwei Katzen hatte, konnte ich dieses Argument schnell und überzeugend widerlegen.
Es war aber das erste Mal, dass mir auf Grund meiner Hörbehinderung etwas verweigert wurde und zugegeben, das war ein grosser Schock für mich.
Das hat mir damals die Augen geöffnet und mir bewusst gemacht, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man mit einer Behinderung alles erreichen kann was man sich wünscht.
Seitdem setze ich mich für mich und andere Menschen mit Hörbehinderung dafür ein, vor allem in Möglichkeiten zu denken, ohne dabei natürlich die Realität aus den Augen zu verlieren.
Mal ganz ehrlich: Wenn jemand mit einer Hörbehinderung gerne Reiseleiter oder Fremdenführer werden möchte, von dem erwartet wird, dass er viel verbal kommuniziert, warum sollte das unmöglich sein?
Die heutige Technik bietet viele Hörlösungen, der Einsatz von Schreib- oder Gebärdensprachdolmetschern ist möglich und es ist sicher auch denkbar, sich auf die Zielgruppe der Führungen bzw. der Führungen für Menschen mit Hörbehinderung zu spezialisieren.
Einer meiner niederländischen Kollegen gründete ein erfolgreiches Unternehmen mit dem vielsagenden Namen: "Kunst des Möglichen" (Kunst van het mogelijke) und genau so ist es auch.

Brücken bauen

Als Moderatorin für Sensibilisierungsworkshops Hörbehinderung gehe ich immer offen in den Workshops. Die Teilnehmergruppen sind vielfältig, mal sind es Busfahrer, mal sind es Mitarbeiter einer Verwaltung oder eines Museums.
Für mich ist gerade diese Vielfalt das Tolle an der Arbeit. Kein Workshop ist wie der andere, auch wenn das Grundkonzept gleich ist.
Was fast immer da ist, sind das Interesse, die Neugier und die Motivation der Teilnehmer.

Führend in meinen Workshops und Kurse sind Fragen, Bemerkungen oder Erfahrungen und Wissen der Teilnehmer.

Die am häufigsten gestellte Frage in meinem Workshop ist "Wie kann ich einer Person mit Hörbehinderung helfen, ohne sie zu kränken, zu bevormunden und ohne etwas Falsches zu sagen oder zu fragen?"
Meiner Erfahrung nach sind Menschen durchaus bereit, die Behinderung einer anderen Person zu berücksichtigen, wissen aber oft nicht, wie. Eine unsichtbare Behinderung wie eine Hörbehinderung macht es ihnen in dieser Hinsicht nicht gerade leicht.
Eine Hörbehinderung ist nicht nur unsichtbar, sondern geht noch regelmässig mit Tabus, Scham und negativen Assoziationen einher.
Betroffenen fühlen sich oft einsam und isoliert und ziehen sich zurück.

Um eine Brücke zu bauen, müssen sich Menschen mit und ohne Hörbehinderung aufeinander zu bewegen.
Dies kann nur durch mehr Aufmerksamkeit und Aufklärung über Hörbehinderung geschehen, aber auch durch mehr Offenheit und klare Angaben der Betroffenen selbst, was sie für eine gute Kommunikation brauchen. An beiden Seiten mangelt es leider noch zu oft.
Die Offenheit, die ich heute besitze, ist das Ergebnis eines langen Lernprozesses. Dieser ist noch nicht abgeschlossen und wird wahrscheinlich nie enden.

Ist der Seufzer "Nun habe ich es zum x-ten Mal wiederholt und er/sie hat es immer noch nicht verstanden" nicht ebenso wichtig wie der Seufzer "Nach meiner x-ten Bitte, dies nicht zu tun, reden sie noch immer ständig durcheinander und ich verstehe keiner"?

Wäre es nicht wesentlich besser, wenn wir lernen würden, uns gegenseitig besser zu verstehen, wenn wir uns eine Brücke bauen würden?
Genau das ist der Zweck der Weiterbildungsangebote bei Arbeit und Kommunikation .

Gut hörende Teilnehmer erfahren, wie schwierig es ist, zu verstehen, wenn sie weniger hören, Teilnehmer mit einer Hörbehinderung erfahren, wie sie selbst mit mehr Offenheit, mehr Klarheit über ihre eigenen Bedürfnisse die sie auch deutlich äussern, indem sie öfter auf Dolmetscher oder Hilfsmittel am Arbeitsplatz zurückgreifen, die Kommunikation verbessern können.

Wenn Menschen mit Hörbehinderung auf Reisen gehen


"Auf Gleis ..ei..eh., der S-.ie..e.u….a…ig, Ankunft ..ö.. Uhr, hat noch un...annte Verspätung. Bitte ..ach.e. Sie .eit…e Du….age.".

Seufz, ich frage eine freundlich aussehende Dame neben mir, ob sie vielleicht genauer verstanden hat, was gerade durchgesagt wurde.
Mir war schon klar, dass ein Zug Verspätung hatte und ich auf weitere, unverständliche, Durchsagen achten musste, aber um welchen Zug, vermutlich den meinen, es sich handelte, konnte ich nicht verstehen.
Leider hatte die freundliche Dame die Durchsage genau so wenig verstanden wie ich, weil eben gerade ein anderer Zug eingefahren war.

Etwas später kam wieder eine undeutliche Durchsage und auf einmal sah ich alle Leute auf "meinem" Gleis sich plötzlich zur Rolltreppe bewegen. Da ich vermutete, dass "mein" Zug auf einem anderen Gleis ankommen würde, die Zeitanzeigetafel wurde auch plötzlich leer, lief ich hinterher, nach dem Prinzip "Folge der Masse". Jetzt musste ich noch herausfinden, um welches Gleis es sich handelte. Eine grosse Zeitanzeigetafel in der Bahnhofshalle gab mir die gewünschte Auskunft und am Gleis kontrollierte ich noch einmal die kleinere Zeitanzeigetafel. Und jawohl, ich hatte es geschafft! Kaum eingestiegen schlossen sich die Türen und der Zug fuhr los. Pffft …

Am Flughafen ist es mir auch schon einmal passiert, dass das Gate meines Fluges innerhalb anderthalb Stunden drei Mal geändert wurde. Jede Änderung bedeutete eine lange Wanderung durch den Flughafen. Klar hatte es Durchsagen gegeben, die ich aber nicht gehört oder verstanden hatte. Die Flugänderungen sah ich dann verspätet auf der Zeitanzeigetafel. Zum Glück war dieses Mal mein Mann dabei, normalerweise verreise ich meistens alleine und kontrolliere die Zeitanzeigetafeln fast alle 5 Minuten. Nur zur Sicherheit.

Einmal war ich mit einem Kollegen, ebenfalls hörbeeinträchtigt, im Tram unterwegs. Plötzlich blieb das Tram, kurz vor einer Haltestelle, stehen. Es dauerte eine Weile und dann kam eine Durchsage vom Tramfahrer. Da wir beide mit der Durchsage Mühe hatten, gingen wir nach vorne und fragten beim Tramfahrer nach. Dann wurde uns klar, dass das Tram nicht weiterfahren konnte und es war unklar, wie lange das dauern würde.
Wir stiegen aus, und entschieden uns für eine Alternative: ein Taxi.
Der Grund für unseren Entscheid war, dass das Taxi zufälligerweise da stand und frei war, ausserdem hätten wir sonst unseren Termin nicht rechtzeitig geschafft. Nicht zu vergessen, dass es ein Luxus war, nicht auf Durchsagen achten zu müssen …

Blickkontakt

Warum fühlt sich die eine Person sich in einem Gespräch total unwohl bei direktem und etwas längerem Blickkontakt und begegnet eine andere Person dem ganz locker? Mit Blickkontakt fordern wir die unmittelbare Aufmerksamkeit unseres Gesprächspartners oder unserer Gesprächspartnerin.

Blickkontakt bedeutet, dass wir verletzlich sind, denn wir sind in dem Moment, in dem wir Blickkontakt haben, sichtbar. Und sichtbar sein, ist nicht für alle Menschen angenehm. Kommt noch dazu, dass die Augen, oft auch "der Spiegel der Seele" genannt, meist mehr sagen als gewollt oder erwünscht.

Wenn mir mein Gesprächspartner/meine Gesprächspartnerin unsympathisch ist oder mir auf die Nerven geht und ich mir das, aus Höflichkeit oder aus einem anderen Grund, nicht anmerken lassen möchte, dann werde ich schon schnell meinen Blick abwenden. Andererseits, wenn mir mein Gesprächspartner/meine Gesprächspartnerin sympathisch ist, und ich ihm/ihr gerne zuhöre, dann werde ich fast automatisch längeren Blickkontakt haben.

Nun gibt es auch Personen, die aus weiteren Gründen Blickkontakt eher vermeiden. So sind zum Beispiel Personen mit Autismus dafür bekannt, nicht gerne Blickkontakt zu haben, obwohl es auch hier Ausnahmen gibt.

Kommt zum Blickkontakt manchmal noch eine körperliche Nähe dazu, das (weit) nach vorne Beugen, um besser zu verstehen oder ablesen zu können, dann ist das für viele sehr unangenehm und sie treten buchstäblich und mental einen Schritt zurück.

In der Kommunikation ist für Menschen mit Hörbehinderung jedoch Blickkontakt essentiell. Dafür gibt es mehrere Gründe. Erstens: Wenn jemand mit mir Blickkontakt sucht oder hat, weiss ich, dass diese Person mir etwas sagen oder andeuten will. Zweitens: nur durch Blickkontakt beim Sprechen, kann ich das Mundbild und die Mimik meines Gesprächspartners, meiner Gesprächspartnerin, ablesen. Und das Ablesen brauche ich unbedingt, um besser zu verstehen. Drittens: Blickkontakt ist nicht nur höflich, sondern bietet auch Raum für einen persönlicheren Kontakt.

Wenn zum Beispiel ein Arzt mit seinem Bildschirm redet, statt mit dem Patienten, dann könnte der Patient das als Desinteresse deuten, was natürlich nicht der Fall sein muss, sondern auch bedeuten könnte, dass der Arzt sich in Patientengesprächen unwohl fühlt, oder nicht besonders in Kommunikation geübt ist, was man weniger bei Hausärzten, aber öfters bei Spezialisten beobachten kann.

Wenn jemand mir etwas sagt, ohne Blickkontakt zu haben, merke ich vielleicht nicht einmal, dass diese Person mit mir redet. Bis ich das bemerke, habe ich schon die Hälfte des Gesagten verpasst. Daher ist es wichtig, falls Sie mit einer Person mit Hörbehinderung kommunizieren, dass Sie darauf achten, zuerst die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, dann Blickkontakt herzustellen und zu behalten. Um auf sich aufmerksam zu machen, können Sie ganz einfach die Person von vorne winken, mit einem Fuss auf den Boden zu stampfen (die Vibration erzeugt auch oft die Aufmerksamkeit), oder in einem Raum das Licht kurz ein- und ausschalten. Fangen Sie erst mit dem Reden an, wenn Sie die Aufmerksamkeit der Person erhalten haben.

Sensibilisierung

Gestern durfte ich für Procap Schweiz wieder 3 Sensibilisierungsworkshops zum Thema Hörbehinderung durchführen in einem ÖV Setting.
Ein Teil der Workshops fand in einem stilstehenden Bus statt, in der realen Arbeitsumgebung der Teilnehmenden. Mit Oropax und Pamir (Gehörschutz) wurde in praktischen Übungen eine Hörbehinderung simuliert.
Bei den ersten zwei Workshops haben manche Teilnehmenden noch immer zu gut gehört und ich musste nachbessern, um die Übung besser durchzuführen. So wurden Radio und Umgebungsgeräusche hinzugefügt und im dritten Workshop war alles optimal.
Am Schluss des Tages haben allen, mich inbegriffen, viel gelernt. Die Teilnehmenden lernten nicht nur über Hörbehinderung, sondern waren auch in den Workshops zu Seh- und Mobilitätsbehinderungen.
Neben dem Lernen hatten alle, Teilnehmenden und Moderatoren, auch sehr viel Spass.
Manche Teilnehmenden gaben an, dass ihr Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen vergrössert wurde.
So wurde zum Beispiel deutlich, dass sich manche Teilnehmenden kaum bewusst waren, dass ihre Durchsagen nicht von allen Menschen verstanden werden, was in Notfällen besonders wichtig wäre.
Durch das Schaffen dieses Bewusstseins haben wir dem Arbeitgeber die Möglichkeit gegeben, seinen Kundenservice zu optimieren, die Sicherheit der Kunden und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.
An dieser Stelle muss aber ein grosses Lob an den Arbeitgeber ausgesprochen werden, der diesen Workshops ermöglicht hat.
Denn wie viel solchen Sensibilisierungsworkshops bringen, zeigte sich in dem tollen Feedback das ich heute erhielt.
"Dein Einstieg mit den Informationen rund ums Hören war sehr lehrreich, auch die essentiellen Hinweise auf die Auswirkungen von Hörbehinderung (soziale Isolation und mögliche Demenz).
Allgemein finde ich, dass du gut nachvollziehbar erklären kannst, warum angepasste Kommunikation wichtig ist: Z. Bsp. bei «kurze statt lange Sätze» hast du gleich eine typische Situation aus dem Zusammenleben mit deinem Mann gemacht – solche konkreten Beispiele sind immer sehr anschaulich und helfen zu verstehen.Die Rückmeldungen aus dem Plenum waren sehr positiv und es kam heraus, dass der Arbeitgeber sehr dankbar war für die Schulung zu Hörbehinderung, da viele sich bis anhin dessen Thematik nicht bewusst waren."
Bei solcher Feedback weiss ich wieder, warum ich tue was ich tue.

Warum ich Bluetooth liebe

Vor etwa 6 Jahren habe ich meine ersten Hörgeräte mit eingebautem Bluetooth bekommen. Das hat für mich das Hören grundsätzlich verändert. Heute verrate ich Ihnen, weshalb ich Bluetooth liebe.

Bluetooth kann an mehreren Geräten gekoppelt werden. So kann ich es an einen Adapter für das Fernsehen koppeln, damit ich den Ton vom Fernseher direkt in meinen Hörgeräten empfangen kann, was mir beim Sprachverstehen hilfreich ist, auch wenn ich immer noch Untertitel brauche.
Ich kann Bluetooth mit meinem RogerPen koppeln, einem Mikrofon für besseres Sprachverstehen in ruhiger Umgebung. 

Und, als Tüpfelchen auf der Bluetooth-Torte, kann ich mein Handy über Bluetooth direkt mit meinen Hörgeräten koppeln. Für mich bedeutet das, dass ich in ruhiger Umgebung wieder telefonieren kann, und dass ich über mein Handy wieder Musik hören kann.
Ich habe immer sehr gern Musik gehört, bis sich mein Gehör verschlechterte. Die Musik hat nach meinem grösseren Hörverlust nicht mehr schön geklungen und dann hat es mir auch keinen Spass mehr gemacht, Musik zu hören. 

Als ich vor 6 Jahren über Bluetooth mit meinem Handy das erste Mal Musik gehört habe, die Live-Version von Bohemian Rhapsody von Queen um genau zu sein, kamen mir spontan die Tränen. Die Musik klang so schön und klar, von links nach rechts, der Applaus so deutlich wie nie. Inzwischen liebe ich es wieder, Musik zu hören!
Bluetooth hilft mir auch bei einer besseren Sprachverständlichkeit in Video-Calls, obwohl Gesprächsdisziplin immer noch notwendig ist, und die Gesprächsteilnehmer immer noch ruhig und deutlich reden sollen.
Der RogerPen, ein Mikrofon mit Empfänger, hilft mir in verschiedenen Situationen besser zu verstehen, weil der RogerPen über Bluetooth Stimmen direkt in meine Hörgeräte übermittelt.
Einziger Nachteil dabei ist, dass das Mikrofon nicht nur die Stimmen übermittelt, sondern auch alle Nebengeräusche.
Zum Beispiel in einem Restaurant, einer Bar oder einem Café werden alle Geräusche vom RogerPen verstärkt uns das ermüdet mich sehr.
Darum benutze ich den RogerPen nur in ruhigen Situationen, wie Gespräche in kleinen Gruppen oder Workshops und Kurse. 

Nach 6 Jahren ist Bluetooth nicht mehr aus meinem Leben und Alltag wegzudenken. Ohne Bluetooth wären mein Funktionieren, Telefonieren und Verstehen wohl viel eingeschränkter.
Als Mensch mit hochgradiger Hörbehinderung bin ich auf technische Hilfsmittel wie Bluetooth angewiesen. Ich bin aber sehr froh, dass es heute diese technischen Hilfsmittel gibt, weil sie mich in der alltäglichen Kommunikation und beim Verstehen unterstützen. 

Und darum liebe ich Bluetooth!

Buzz Lighthear

"Bzzz, Bzzz" … Langsam erwache ich etwas orientierungslos aus meinem Schlaf. "Bzzz, Bzzz" macht es erneut und ich spüre die Vibration an meinem Kopf. Ich frage mein Gehirn, was das ist, und mein Gehirn antwortet darauf, dass das mein Wecker ist und es Zeit sei aufzustehen.Als mein Mann und ich uns noch nicht so lange kannten, hat er mich eines Nachts wach gerüttelt. "Es brennt hier irgendwo", meinte er, als ich noch versuchte, mich zu orientieren. Ab da war ich natürlich sofort hellwach und roch tatsächlich einen penetranten Brandgeruch.
Ein Blick aus dem Fenster lehrte uns, dass die Feuerwehr vor einer benachbarten Wohnung stand und dort am Löschen war.
An Schlafen war vorläufig nicht mehr zu denken, auch wegen der Gefahr, möglicherweise evakuiert werden zu müssen.

Zum Glück lief alles für uns glimpflich ab. mein Mann meinte aber, er könnte eine Kanone neben mir abschiessen und ich würde noch immer nicht aufwachen.
Er sei aufgewacht, weil eine unseren damaligen Katzen unruhig und laut geworden sei.Als dann unser Umzug in die Schweiz anstand - wir wohnten damals noch in den Niederlanden - und mein Mann für eine unbekannte Zeit alleine hinreisen würde, um zu arbeiten und eine Wohnung zu suchen, habe ich zum ersten Mal über ein zuverlässiges Wecksystem nachgedacht. 

Da mein Gehör einige Jahren zuvor durch einen sogenannten Hörinfarkt verschlechtert worden war, wurde mir erst jetzt bewusst, dass mein Mann als "Wecksystem" vorläufig nicht zur Verfügung stand und ich mich nicht darauf verlassen konnte, meinen normalen Wecker zu hören.
Etwas anderes musste her, damit ich mich auf meinem Wecker verlassen konnte.
Seitdem, und das schon seit 16 Jahren, weckt mich mein "Buzz Lighthear" jeden Morgen, es sei denn, ich brauche nicht unbedingt geweckt zu werden.

Ein genialer Reisewecker, speziell für Menschen mit Hörbehinderung entwickelt.
Auch ohne zu reisen, stelle ich meinen "Buzz Lighthear" am Abend als normalen Wecker ein und lege ihn unter mein Kopfkissen. Pünktlich startet er dann am Morgen sehr stark zu vibrieren und voilà, ich wache auf.

Es gibt noch mehr Weck- und Alarmsysteme für Menschen mit Hörbehinderung mit verschiedenen Funktionen. Für mich funktioniert mein "Buzz Lighthear" aber prima und ich kann ihn auch mitnehmen, wenn ich verreise.